Jeder, der schon einmal an der Atlantikküste Frankreichs Urlaub gemacht hat oder dort wohnt, kennt sie: die Bunker aus dem 2. Weltkrieg. Sie legen Zeugnis ab von menschlicher Hybris und Verrücktheit.
Viel ist über den geschichtlichen Hintergrund geschrieben und diskutiert worden. Dazu möchte ich keinen Beitrag leisten. Ich bin keine Historikerin, sondern eine Geschichtenschreiberin.
Seit ich in Grayan lebe, laufe ich von Herbst bis Frühjahr fast täglich mit meinem Hund in Le Gurp am Strand entlang, bis zu dieser Bunkerversammlung. Hier ist mein Umkehrpunkt.
Doch vorher verweile ich immer einen Moment und höre mir ihre Erzählungen an. Alles ist beseelt, sagen die Schamanen. Auch die Bunker.
Hingefläzt liegen sie da. Sie wirken müde. Viele Schicksale haben sie getragen und viele Geschichten stecken noch in ihren dicken Wänden fest.
Behutsam lege ich eine Hand auf die feuchten Wände und höre zu. Von Tod und Gräueltaten ist die Rede und von der Ohnmacht, dem Bösen ausgeliefert gewesen zu sein. Nass oder trocken tragen sie immer noch schwer an den menschlichen Schicksalen, die sie einst beherbergten.
Sie haben ihren geschichtlichen Dienst getan, ruhen sich heute aus, und laden Gäste ein, sie phantasievoll zu gestalten. Das gefällt ihnen.
Halb im Ozean, halb im Sand geniessen sie die Sonne und das Meer, das ihnen in jeder Sekunde eine unwiederbringliche Schönheit verleiht. Für mich, die Betrachterin, sehen sie kein einziges Mal gleich aus. Bei Ebbe richten sie sich in voller Größe, soweit diese noch besteht, auf, werden von Hunden bepinkelt und von Besuchern bestaunt. Und bei Flut ducken sie sich in das Wasser. Bei Hochflut verstecken sie sich gar.
Bis heute haben sich diese geschichtsträchtigen und geschichtenträchtigen Klötze geweigert ganz im Meer zu versinken, wie einige von ihnen es an anderen Orten schon getan haben. Sie hocken da, erinnern uns an unsere Überheblichkeit und gewähren Drachen und anderen Fabelwesen Unterschlupf. Sogar Gnome aus dem Hohen Norden sollen sich an sie gewandt haben. Wenn man genau hinhört, hört man das Wispern.
Besucht sie einmal und hört ihnen zu. Sie haben viel zu erzählen.
THE BUNKERS OF LE GURP (AQUITAINE)
Everyone who has spent their holidays at the French Atlantic Coast or lives there permanently knows them: Bunkers from WW II. They testify human hubris and craziness.
You can read a lot about their historical background in books, much has been discussed. I am not an historian and do not want to add any historical fact. I am just a narrator.
Since I live in Grayan I walk almost every day from autumn until spring with my little dog along the beach in Le Gurp. My turning point is always the gathering place of these bunkers.
Yet, before I turn back I stay for a while and listen to their testimonies. Everything is animated, say Shamans. So are bunkers.
They just lie sprawled. Seem tired. They carried so many fates and a lot of stories are still stored in their thick walls.
I carefully place my hand on the damp walls and listen for a moment. There is talk of death and atrocities and of powerlessness of having been at the mercy of evil. Wet or dry, they still bear heavily on the human lives they have housed.
They have done their historical service, they can rest now, and they invite guests to be creative. That's what they like.
Half in the ocean, half in the sand, they enjoy the sun and the sea, which gives them an irretrievable beauty every second anew. To me, the viewer, they never look the same. At low tide, they stand up to their full size, as far as this is still possible; they are peed on by dogs and admired by visitors. And at high tide they duck into the water, even hide there.
To this day, the historical hunks have refused to sink entirely into the ocean, like some of their siblings have done in other places. They crouch, reminding us of our arrogance and providing shelter to dragons and other mythical creatures. Even gnomes from the Far North are said to have turned to them. If you listen carefully, you can hear the whisper.
Come and visit, listen carefully. They have a lot to share.